Warum können denn nun die klassischen Hypnoseelemente in einer Hypnosesitzung gefährlich sein? #6
Fakt #6
Stellen wir eine zentrale Frage: Weshalb können traditionelle Bestandteile einer Hypnosesession ein Risiko darstellen? Für einen verantwortungsbewussten Hypnosecoach oder Hypnosetherapeuten steht immer die Unterstützung des Klienten im Vordergrund. Der effektivste Weg, sich diesem Ziel zu nähern, besteht darin, einen Zustand zu schaffen, in dem der Klient Einsicht in die Wurzeln seiner Herausforderungen erhält. Diese Form der Erkenntnisfindung ereignet sich am häufigsten in einem leichten bis mittleren Trancezustand, der auch als semi-hypnotischer Zustand bekannt ist.
Eine Hypnose, die den Klienten in eine so tiefe Trance führt, dass er die Kontrolle über seine Wahrnehmung verliert, gewährt dem Hypnosetherapeuten potenziell zu viel Einfluss. Es entsteht ein ungleiches Machtverhältnis, bei dem der Therapeut Ideen und Vorschläge implantiert, die der Klient lediglich passiv aufnimmt. Dieser Prozess kann zu einer Unterdrückung statt zu einer Bearbeitung der zugrundeliegenden Probleme führen. So wird deutlich, warum die Arbeit in einem Zustand tiefer Trance (der Klient bekommt seine Sitzung nicht mit) problematisch sein wird.
Ein seriöses Hypnoseangebot folgt daher einem anderen Prinzip: Der Klient wird in die Lage versetzt, eigenständig Lösungen für seine Probleme zu finden. Gerade die semi-hypnotische Trance bietet diese Möglichkeit, indem sie dem Klienten hilft, seine eigene innere Weisheit zu erschließen. Dies setzt allerdings voraus, dass der Klient freiwillig und ohne jegliches Machtgehabe in die Trance eintritt.
Unterliegt der Eintritt in den Trancezustand der übermäßigen Einflussnahme seitens des Hypnosetherapeuten, dann ist die Selbstwirksamkeit des Klienten beeinträchtigt. Anstelle selbst Antworten zu finden, wird die Verantwortung für Lösungen abgegeben. Insbesondere direkte, autoritative Techniken können als aufdringlich, sogar als Eingriff in die persönliche Autonomie des Klienten empfunden werden. Metaphorische Befehle wie „Fixiere das Pendel…“ oder „Fühle, wie dein Arm steif wird, weil ich es verlange…“ können als Zwang wahrgenommen werden.
Solche „Convincer“ oder Überzeugungstechniken sind aus der Sicht einer klientenzentrierten, nondirektiven Herangehensweise überflüssig. Sie neigen dazu, die Eigenständigkeit des Klienten zu untergraben. Stattdessen wird in einer wohlwollenden, nondirektiven Sitzung der Trancezustand aus einem Spektrum an akzeptablen Möglichkeiten heraus eingeleitet – ohne Druck oder Willensbeeinflussung. Innerhalb kurzer Zeit erreicht der Klient so eine Trance, unabhängig von deren Tiefe, während gleichzeitig seine eigenen Schutzmechanismen seines psychisches Wohlergehens unangetastet bleiben.
Diese respektvolle Vorgehensweise ist von zentraler Bedeutung sowohl im Coaching als auch in der therapeutischen Praxis. Der Klient behält seine Selbstbestimmung; sein psychologisches Abwehrsystem bleibt aktiv, um ihn zu schützen, sollte es nötig sein. Gerade dies entspricht einem modernen und ethisch verantwortlichen Verständnis von Hypnose, das sich an die Grundsätze der Legalisierung der Hypnose im Jahr 2006 anlehnt. Alles, was darüber hinausgeht und einen anderen Fokus legt, ist überflüssiger und für den Heilungsprozess nicht zielführender, Hokuspokus.